Wiederaufarbeitung ermöglicht zweites Leben für E-Auto-Batterien
betteries AMP, Berlin
Die Firma betteries bereitet in einem alten Renault-Werk bei Paris (Flins-sur-Seine) gebrauchte Akkus aus E-Fahrzeugen auf. Das Berliner Start-up versteht sich als Kompetenzzentrum für die Weiterverwendung von Batterien, deren Kapazität für den Autoeinsatz nicht mehr ausreicht. Holger Cartsburg, Betriebsleiter bei betteries, sagt: „Fernziel ist eine vollständige Kreislaufwirtschaft für die elektrischen Systeme von E-Fahrzeugen.“ Die nötigen Schnittstellen für die „Second Life“-Batteriemodule liefern Han-Modular® Steckverbinder.
Was soll mit den ausgedienten Batterien aus elektrisch angetriebenen Fahrzeugen geschehen? Die Speichereinheiten verfügen beim Wechsel meist noch über eine Restkapazität von 70 Prozent. Sie werden schon bei dieser Degradation entnommen, damit die Reichweite des Fahrzeugs nicht weiter sinkt. Betrachtet man die derzeitige Dynamik bei E-Antrieben im Markt, ist es also nur eine Frage der Zeit, bis im Mobilitätssektor massenhaft getauschte Batterien anfallen, deren Kapazität noch für andere Anwendungen genutzt werden kann.
betteries hat aus dieser Annahme die Vision eines erschwinglichen – modularen und mobilen – aufbereiteten E-Speichers entwickelt. Die so genannten Second-Life-Batterien stehen im Zentrum einer nachhaltigen E-Mobilität mit Speichern, die nicht vor ihrer Zeit entsorgt werden müssen. „Auch unsere Batterien sind endlich, aber wir wollen, dass sie einen möglichst kleinen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Wir vermeiden Elektronik-Schrott und schützen die Rohstoffe“, erläutert Cartsburg.
Seit September setzen die Berliner zusammen mit ihrem Industriepartner Renault den Plan vom E-Batterie-Recycling im großen Maßstab um. Die nötigen „ausgedienten“ Speicher stammen vom Autohersteller, das Know-how, die nötigen Verfahren und Werkzeuge steuert Auftraggeber betteries bei. Die ersten Schritte sind immer die Prüfung und Klassifizierung der gebrauchten Module, dann folgt ein Neuaufbau der „betteries“ aus den noch brauchbaren Modulen.
Eine aufgearbeitete Einheit wiegt 35 kg, ist schlagfest, wasserdicht und lässt sich per Telefon und/oder WLAN aus der Ferne überwachen. Bis zu drei Einheiten können aufeinander gestapelt und elektrisch verbunden werden. Als Schnittstellen dienen Han® Andockrahmen, die mit modularen Steckverbindern – Han E® Protected + Han® 100 A Modul – bestückt sind. Das zweite Leben einer solchen Speichereinheit beträgt mindestens fünf Jahre.
Cartsburg zufolge sind betteries die ersten, die aufgearbeitete Batterie-Systeme CE-konform auf den Markt bringen dürfen. Die Arbeiter in Flins-sur-Seine produzieren derzeit täglich zehn SecondLife-Batterien im Einschicht-Betrieb. Man plane die Serienproduktion von mehreren tausend Einheiten pro Jahr, berichtet Cartsburg. Vorausgesetzt, es gebe genug gebrauchte Batterien, werde man schon im nächsten Jahr die Grenze von 1000 Einheiten überschreiten. „Je nach Bedarf können wir die Fertigung aber auch schnell höher skalieren.“
betteries erwartet einen steigenden Bedarf nach skalierbaren, nachhaltigen und kostengünstigen Speichersystemen. „Im Moment haben wir fast täglich neue Ideen“, so der Betriebsleiter. Viele Anfragende suchten nach netzunabhängigen Lösungen, z. B. für Film-Produktionen oder große Outdoor-Events. Wenn man drei aufgearbeitete Batterien zusammenschließt, erreicht das Paket eine Kapazität von 7 kWh. Damit eignet sich das Recycling-Produkt als Antriebsquelle für kleinere E-Transporter, als Netzpuffer für die Einspeisung von PV-Strom oder als Versorgungsquelle für Offgrid-Netze.
„HARTING hat unser Projekt von Anfang an begleitet“, sagt Joscha Winzer, Chief Engineer Low Voltage Battery Systems. „Wir bekamen Unterstützung für unsere Technologie und es spielte keine Rolle, dass wir ‚nur‘ ein Start-up waren. Unsere Belieferung stand bei HARTING nie hinten an.“ Man sehe HARTING als kompetenten Partner an seiner Seite. Unabhängig vom Lieferumfang, komme das Feedback aus Espelkamp immer schnell. „HARTING hat uns auch bei der Zulassung unserer Technologie unterstützt. Änderungswünsche waren nie ein Problem, denn HARTING kann auf sehr viele Schnittstellen-Varianten zurückgreifen, die es schon realisiert hat.“