Norbert Gemmeke
Position: Managing Director, HARTING Electric
- Firma: HARTING Technologiegruppe
Technologische Weiterentwicklungen bei Steckverbindern sind von zentraler Bedeutung für das Gelingen der All Electric Society – und HARTING hat in diesem Bereich eine führende Rolle eingenommen. Doch Fortschritt bedeutet nicht immer nur Größenwachstum.
Hat man Leistung in der Vergangenheit noch in Kilowatt gekauft, markiert das Ende der geometrisch-linearen Skalierung einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft. Ein markantes Beispiel für diese These ist die Weiterentwicklung unserer Steckverbinder-Kontakte von TC 70 zu TC 100.
Diese neue Generation von Steckverbindern bietet eine erhöhte Stromtragfähigkeit, jedoch ohne dabei die Baugröße proportional zu verändern. Durch innovative Materialien und Konstruktionsansätze gelingt es uns bei HARTING, die Effizienz der Energieübertragung zu steigern und gleichzeitig den Platzbedarf zu minimieren.
Von 70 auf 100: Überarbeitung der Han®-Serie
Gute Kontakte sind bekanntlich alles. Um mehr Power über den gleichen Kontakt leiten zu können, sind wir die Überarbeitung von TC 70 auf TC 100 angegangen. Das Ziel ist es, die Baugröße zu optimieren, ohne dabei die Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Hierfür müssen die Kolleginnen und Kollegen technische Aspekte wie den Übergangswiderstand und die Steckkräfte berücksichtigen. Dazu implementieren wir innovative Lösungen, um geometrische Parameter und Materialeigenschaften zu verbessern. Diese Anpassungen sind entscheidend, um die Effizienz der Kontakte zu steigern und die Wärmeableitung zu optimieren – Faktoren, die in einem zunehmend elektrischen Umfeld unerlässlich sind.
Die Anhebung der Stromtragfähigkeit von 70 auf 100 Ampere ist ein wichtiger Schritt, der sich direkt aus den Anforderungen der All Electric Society (AES) ableitet. Die Erhöhung der Stromtragfähigkeit ist entscheidend, um den steigenden Anforderungen an Energiefluss und gleichzeitige Nutzung in der AES gerecht zu werden. Denn die Vision einer AES erfordert nicht nur eine höhere Menge an Energie, sondern auch die Fähigkeit, diese Energie gleichzeitig für verschiedene Anwendungen und Teilnehmer in einem Netzwerk bereitzustellen. Höhere Stromtragfähigkeiten ermöglichen diese gleichzeitige Nutzung durch mehrere Geräte, ohne die erforderliche Infrastruktur zu stark zu belasten. Besonders relevant ist das beispielsweise vor dem Hintergrund der Integration von Smart Grids, in denen verschiedene digitale Anwendungen in Echtzeit miteinander verbunden sind.
Zukunftsweisende Anwendungen benötigen zukunftsfähige Lösungen
Dieser steigende Bedarf hat unmittelbare Auswirkungen auf technologische Entwicklungen. Ein Beispiel dafür sind Batteriespeichermodule, die kompakter und leistungsfähiger werden. Diese Module erfordern auch Steckverbindungen, die den erhöhten Anforderungen an Strom und Leistungsfähigkeit gerecht werden. Zudem ist der Wasserstoffsektor ein wichtiger Wachstumsbereich. Hier sind höhere Stromtragfähigkeiten erforderlich, um eine effiziente Energieübertragung zu gewährleisten. Auch in Rechenzentren, in denen immer kleinere und leistungsstärkere Geräte benötigt werden, ist eine Erhöhung des Strombedarfs zu beobachten. Eine hohe Prozesseffizienz erfordert also eine ständige Anpassung der Infrastruktur an steigende Energiemengen.
Einer für alle(s): universelle Einsetzbarkeit des TC 100
HARTING verfolgt mit der TC-Serie das Ziel einer universellen Einsetzbarkeit in verschiedenen Branchen. Der neue Kontakt soll daher beispielsweise sowohl in der Bahntechnik als auch in Rechenzentren Anwendung finden. Mit der Entwicklung eines universellen Steckverbinders steigern wir nicht nur die Effizienz, sondern verpassen auch der Flexibilität in der Nutzung ein echtes Power-up.
Bei HARTING wissen wir schon lange: Die Fähigkeit, leistungsfähige Verbindungen zu schaffen, ist zentral – auch, um die Anforderungen an die AES und an die damit verbundene Infrastruktur zu erfüllen. Das ermöglicht den gleichzeitigen Betrieb von mehreren energiehungrigen Anwendungen im selben Netzwerk und trägt zur Stabilität und Zuverlässigkeit der Energieversorgung bei.
Die AES verlangt also nicht weniger als eine fundamentale Neuausrichtung der Konnektivität. Während elektronische Geräte immer leistungsstärker werden, müssen ihre Abmessungen reduziert werden. Somit müssen auch unsere Produkte höhere Leistungen erbringen, ohne maßgeblich größer zu werden. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, benötigen wir innovative Lösungen, die sich an den veränderten Anforderungen der AES orientieren.
Echte Effizienz durch Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der Produktentwicklung
Ein wichtiger Punkt in der technologischen Differenzierung liegt für uns auch in der Nutzung von künstlicher Intelligenz. Wir integrieren KI in den Entwicklungsprozess, um beispielsweise Materialien und Konstruktionen zu optimieren und um sicherzustellen, dass die neuen Kontakte den steigenden Anforderungen der AES gerecht werden. Der Einsatz generativen Designs und leistungsstarker Simulationssoftware ermöglicht uns eine effiziente Produktentwicklung, die nicht nur die Materialauswahl verbessert, sondern auch entscheidend zur Optimierung von Geometrien und Kontaktierungsprinzipien beiträgt.
Volle Energie: Der Weg ist klar
Wir haben uns klare Ziele für die Entwicklung der TC-Serie gesetzt. Die Roadmap fokussiert sich auf die konsequente Weiterentwicklung der Kontakttechnologie und die Umsetzung neuer Anwendungen. Mit dem Dreiklang aus HARTINGs Innovationskraft, dem gezielten Einsatz von KI und der klaren Ausrichtung auf universelle Einsetzbarkeit schaffen wir eine zukunftsorientierte Lösung für die industrielle Konnektivität. Die Entwicklungen innerhalb der All Electric Society erfordern schnelle Anpassungen und leistungsfähige, zuverlässige Produkte. Die Zukunft erfordert von uns, die richtigen Technologien und Strategien zu entwickeln – und HARTING ist bereit, diese Herausforderungen anzunehmen, um den Weg in eine nachhaltige, elektrische Zukunft zu ebnen.