Connectivity+

Interview mit
Ralf Klein, Managing Director HARTING Electronics GmbH
Interview mit
Jon DeSouza, President & CEO, HARTING Americas

Für HARTING ist zuverlässige Konnektivität eine Selbstverständlichkeit. Aber es reicht nicht, einfach nur gute Steckverbinder herzustellen. Um dies zu verdeutlichen, hat HARTING kürzlich den Begriff Connectivity+ eingeführt. Konnektivität ist die essentielle Grundlage, aber für uns auch erst der Anfang. Denn HARTING war schon immer ein Ort für Innovatoren, Vordenker und Technologievisionäre. Und heute ist es wichtiger denn je, dass wir diesen Anspruch auf unserem Weg in die Zukunft einlösen.

Wir haben mit Ralf Klein, Managing Director der HARTING Electronics Global Business Unit, und Jon DeSouza, President & CEO von HARTING Americas, über das „Plus“ in Connectivity+ gesprochen und uns erklären lassen, wie dieses Konzept die langfristige Vision und Strategie von HARTING verkörpert.

tec.news: HARTING blickt auf eine lange Geschichte im Markt der Industriesteckverbinder zurück. Seit der Erfindung des Han vor mehr als 65 Jahren ist Konnektivität das Herzstück des Unternehmens. Worum geht es bei Connectivity+?

Ralf Klein: 1996 formulierten wir die Vision von HARTING und brachten damit die Werte zu Papier, die HARTING schon seit Jahrzehnten lebte. Eine wichtige Säule dieser Vision lautet: „Wir wollen die Zukunft mit Technologien für Menschen gestalten.“ Diese Aussage enthält zwei wichtige Botschaften. Die erste: Als Pionier schauen wir immer nach vorne und wollen Technologien entwickeln, von denen wir glauben, dass sie die Gesellschaft voranbringen werden. Der zweite Teil, „für Menschen“, unterstreicht, dass wir immer daran denken, für wen diese Technologien bestimmt sind, und dass wir bei allem, was wir tun, bestrebt sind, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und das „Plus“ in Connectivity+ steht dafür, dass wir nicht nur Steckverbinder herstellen, sondern Technologien entwickeln, die die Gesellschaft noch weiter voranbringen.

Jon DeSouza: HARTING war nie ein Unternehmen, das einfach nur Steckverbinder herstellt. Für uns standen immer auch langfristige Strategien für Best-in-Class-Partnerschaften und eine exzellente Kundenbetreuung im Vordergrund. So profitieren unsere Kunden von einer globalen und lokalen „In-the-Region, for-the-Region“-Strategie, die unser Beschaffungsteam stärkt, von einem breit aufgestellten Vertriebsnetz, das sicherstellt, dass die Produkte immer verfügbar sind, von kundenspezifischen Lösungsmöglichkeiten und von der kürzlich erfolgten Einführung unserer Innovation Hubs, die eine schnelle gemeinsame Entwicklung von Konnektivitätslösungen ermöglichen. So können wir die Erwartungen unserer Kunden an End-to-End-Konnektivitätslösungen, d. h. Connectivity+, erfüllen. Jetzt ist mehr denn je die Zeit für Partnerschaften mit Innovatoren.


 

tec.news: Wie denken Sie das Thema Konnektivität neu? Liegt der Schlüssel zu den Lösungen für die zukünftigen Herausforderungen der Gesellschaft in visionärem Denken?

Ralf Klein: Wir sind eigentlich immer auf der Suche nach Möglichkeiten, die Technologie durch bessere Verbindungslösungen weiterzuentwickeln. Wir stützen uns also nicht nur auf unser bestehendes Produktportfolio, sondern denken kontinuierlich darüber nach, wie wir mit neuen Steckertypen Anwendungen optimieren können. In dieser Hinsicht verstehen wir uns als Visionär.

Die Ausgangspunkte des visionären Denkens sind Innovation und Standardisierung. Innovation ist der erste Schritt: Wir greifen ein allgegenwärtiges Problem auf und suchen eine neue Lösung, etwa in Form einer neuen Technologie oder einer innovativen Methode. Und sobald das Problem gelöst ist, wollen wir die Technologie für die breite Masse zugänglich machen und an dieser Stelle kommt die Standardisierung ins Spiel.

Jon DeSouza: Unsere Arbeit an Single Pair Ethernet ist ein Beispiel für diese Art des Denkens. Ethernet ist zum vorherrschenden Protokoll für die industrielle Kommunikation geworden. Auf der Schwelle zur industriellen Netzwerktechnologie war das verfügbare 4- und 8-Draht-Ethernet jedoch zu aufwändig und zu teuer. Deshalb wurde auf andere Protokolle ausgewichen, die dann in Ethernet übersetzt wurden. Dies war ein Problem für unsere Kunden, da sie in der Lage sein müssen, auf alle verfügbaren Daten barrierefrei zuzugreifen.

Gemeinsam mit führenden Technologieunternehmen haben wir dann das „SPE Industrial Partner Network“ konzipiert, um ein komplettes SPE Ecosystem zu entwickeln. HARTING entwickelte die standardisierte Steckseite für den Stecker. Jetzt arbeiten wir mit Unternehmen aus verschiedenen Industriemärkten daran, sicherzustellen, dass die Technologie auch tatsächlich deren spezielle Anforderungen erfüllt. In dieser tec.news-Ausgabe wird über einige dieser Unternehmen berichtet. Rockwell, ein führender Visionär im Bereich der Automatisierungslösungen, erklärt, warum SPE so wichtig ist. Wir sprechen außerdem über Smart Farming, einen Markt, der diese Technologie in den Landwirtschaftsgeräten der nächsten Generation einsetzt. Und zudem arbeiten wir mit einem führenden Pionier auf dem Gebiet der Robotik zusammen, um die Zukunft noch intelligenter, schneller und besser zu gestalten.


 

tec.news: Und warum spielen Standards in diesem Kontext eine so bedeutende Rolle?

Ralf Klein: Internationale Normen wie ISO/IEC sind in einer globalisierten Welt unverzichtbar. Durch die Schaffung eines einheitlichen Standardisierungsrahmens erhalten die Benutzer die Sicherheit, dass die von ihnen verwendeten Komponenten unabhängig davon, wo sie eingekauft oder hergestellt werden, zusammen funktionieren. Durch die Mitwirkung an den Arbeitsgruppen der Normungsorganisationen hat HARTING stets den Finger am Puls der aktuellen Bedürfnisse und kann dazu beitragen, aufkommende Trends frühzeitig zu erkennen.

Jon DeSouza: HARTING ist seit Jahrzehnten in globalen Normungsgruppen tätig. Eine unserer jüngsten Mitgliedschaften ist die bei ODVA, wo wir seit kurzem Principal Board Member sind. In diesen Gruppen beschäftigen wir uns ständig damit, wie Konnektivität neu gedacht und angewendet werden kann – um Technologien zu verbessern. Für Rechenzentren haben wir beispielsweise mit dem Open Compute Project (OCP) bereits an der Entwicklung neuer Standards für Stromanschlüsse gearbeitet. Wir wollen außerdem neue Standards für die Konnektivität von Stadtbahnen und Hochgeschwindigkeitszügen, von Lokomotiven bis zu Hochgeschwindigkeitszügen, erarbeiten.


 

tec.news: Gibt es bereits konkrete Lösungen, die Sie als Beispiele unter dem Begriff Connectivity+ einordnen würden?

R. Klein: Wenn wir davon sprechen, neue Schlüsseltechnologien vorantreiben zu wollen, denken wir dabei sowohl an den elektromechanischen Steckverbinder selbst als auch an seine Rolle im gesamten Integrationsprozess. Wir fragen uns immer: „Greift diese Lösung einen bestimmten Trend oder eine Nachfrage auf?“ und wenn ja: „Was ist der beste Ansatz, um sie im Massenmarkt einführen zu können?“ Und all diese Bemühungen fassen wir in dem Begriff „Connectivity+“ zusammen.

Veranschaulichen lässt sich das am Beispiel des neuen Ethernet Physical Layer Single Pair Ethernet. Bei diesem Projekt haben wir den gesamten Kontext der Technologie analysiert, also alles, was für eine Masseneinführung erforderlich ist. Ein Steckverbinder allein würde als Lösung nicht ausreichen. Mit unseren Partnern haben wir ein durchgängiges Ecosystem entwickelt und arbeiten jetzt gemeinsam daran, diese Technologie für die Zukunft zu standardisieren.

Ein anderes Beispiel für diesen Ansatz ist der M12-Anschlussbuchsen mit integrierter Magnetics. Damit konnten wir die physikalische Ethernet- Schnittstelle vollständig in den Steckverbinder integrieren, was die Anzahl der Komponenten reduziert, die ein Ingenieur bei der Entwicklung einer Leiterplatte berücksichtigen muss oder die der Einkäufer beschaffen muss. Mit dieser zusätzlichen Funktionalität konnten unsere Kunden ihr PCB-Design und ihren Herstellungsprozess vereinfachen und gleichzeitig die PCB-Größe reduzieren.

Jon DeSouza: In den USA haben wir mehrere Produkte unter dem Gesichtspunkt „living innovation“ entwickelt. Nahezu jede Anwendung und Story, über die wir in dieser Ausgabe der tec.news berichten, lässt sich gut in den Themenkomplex Connectivity+ einordnen. Wir berichten etwa über Technologien wie das Aufladen von Elektrofahrzeugen, die Elektrifizierung von landwirtschaftlichen Geräten, Single Pair Ethernet und vieles mehr. Darüber hinaus kommen einige der Innovatoren vom MIT und von Lam Research zu Wort.


 

tec.news: Aber sind Steckverbinder nicht eine Verbindungstechnik, die uns mit der alten Industriewelt verbindet? Heute wird doch alles in die Cloud verlagert – wie passt das zur Konnektivität?

Ralf Klein: Steckverbindungen sind überall um uns herum im Einsatz – und werden es auch in Zukunft sein. Viele Leute denken an die Cloud als Drahtlostechnik, aber das stimmt so nicht. Daten werden über Verbindungsschnittstellen übertragen, angefangen beispielsweise bei einer Vorrichtung an einer Maschine oder einem Modem in einem Haushalt. Auch wenn die Daten zunächst über WiFi übertragen werden, finden sie schließlich ihren Weg über physische Schnittstellen.

Außerdem geht es bei Connectivity+ darum, Konnektivität für Menschen zu nutzen. Die Automatisierungsentwicklung wird in Zukunft erheblich an Fahrt gewinnen, wobei Anwendungen, die einst Science-Fiction waren, Realität werden. Roboter oder Drohnen werden zum Beispiel unsere Pakete ausliefern. Und dazu werden zuverlässige Verbindungen benötigt, die von visionären Denkern konzipiert werden – unsere HARTING-Steckverbinder werden also gefragt sein. Als Technologieführer mit Weitblick, Tatkraft und Leidenschaft sind wir für alle kommenden Herausforderungen gerüstet und werden „die Zukunft mit Technologien für Menschen gestalten“.

Jon DeSouza: Zum Schluss möchte ich Sie einladen weiterzulesen. Überzeugen Sie sich selbst von unserer Arbeit. Dabei sind die Projekte, Technologien und Partnerschaften, die wir auf diesen Seiten vorstellen, nur ein Ausschnitt der Arbeit, die wir jeden Tag leisten, um die Zukunft zu gestalten. HARTING war schon immer Pionier, Innovator und Vorreiter. Das liegt in unserer Firmen-DNA. Wir haben es uns immer zur Aufgabe gemacht, unsere Kunden bei ihren Konnektivitätsanforderungen zu unterstützen – ganz gleich, ob es sich um einen bewährten, zuverlässigen Steckverbinder handelt, den es schon seit Jahrzehnten gibt, oder ob Sie uns die Lösung für eine Herausforderung zutrauen, die eine völlig neue Technologie erfordert.