Der Product Carbon Footprint (PCF)

Der Product Carbon Footprint oder ökologische Fußabdruck eines Produkts (PCF) misst die Summe der Treibhausgasemissionen, die auf dem gesamten Lebensweg eines Produkts entstehen. Dadurch können wir die größten Emissionsquellen erkennen und beispielsweise logistische Routen optimieren oder Zukaufteile durch Teile mit geringeren CO2-Emissionen ersetzen. Da Kunden immer häufiger auch die Lieferkette unter die Lupe nehmen, ist die Angabe und Verbesserung des PCF zunehmend geschäftskritisch.

Der PCF ist der Ökobilanz (oder Life Cycle Assessment, LCA) sehr ähnlich. Im Gegensatz zur Ökobilanz, die eine Vielzahl von ökologischen Wirkungen (z. B. Wassernutzung, Eutrophierung, veränderte Bodennutzung usw.) berücksichtigt, beschreibt der PCF nur eine Umweltwirkung: das Treibhauspotenzial bzw. die CO2e-Emissionen. Der PCF unterscheidet sich vom Corporate Carbon Footprint (CCF), da er sich auf die Produktebene bezieht und Emissionen, die nicht direkt mit der Produktion zusammenhängen (z. B. der Arbeitsweg), meist nicht berücksichtigt. Der CCF hingegen bilanziert die gesamten direkten (Scope 1 & 2) und indirekten (Scope 3) Emissionen, die durch alle Aktivitäten auf Unternehmensebene entstehen.

Cradle-to-Gate und Cradle-to-Grave

Zur Berechnung des PCF gibt es zwei Ansätze: Cradle-to-Grave oder Cradle-to-Gate. Beim ersten Ansatz wird die Klimawirkung eines Produkts „von der Wiege bis zur Bahre“ berücksichtigt, d. h. von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entsorgung des Produkts. Unter Cradle-to-Gate versteht man die Analyse der Umweltwirkungen eines Produkts „von der Wiege bis zum Werkstor“. Der Cradle-to-Gate-Ansatz wird vor allem im Bereich Business to Business (B2B) angewandt, da er eine doppelte Zählung der Emissionen vermeidet.

Um Datenlücken aufgrund fehlender PCFs von Lieferanten zu schließen, kann eine Umweltdatenbank mit Standardwerten für Produkte und Prozesse verwendet werden. HARTING nutzt die bekannte Ökobilanzdatenbank EcoInvent, wenn keine Daten von den Lieferanten verfügbar sind.

Der PCF bei HARTING

Bei HARTING betrachten wir den PCF als zusätzliche Messgröße zum CCF. Da unsere Produkte in verschiedenen Anwendungen eingesetzt werden, konzentrieren wir uns auf den Cradle-to-Gate-PCF. Allerdings ist die fallbezogene Berechnung des PCF sehr kosten- und zeitaufwändig und wird den raschen Entwicklungen nicht gerecht. Deshalb haben wir im August ein Pilotprojekt gestartet, um den PCF verschiedener Produkte automatischer zu berechnen. Als Machbarkeitsnachweis richten wir einen Prozess und ein Tool zur Berechnung des PCF ein und validieren dessen Anwendbarkeit anhand der Berechnung von 100 Artikeln aus unserem Han® Steckverbindersortiment unter Verwendung von SAP SFM. Die berechneten PCFs können wir anschließend als digitalen Produktzwilling über die Asset Administration Shell und den digitalen Produktpass (siehe auch Seite XX) zur Verfügung stellen. HARTING geht davon aus, dass wir die Vorteile der Integration in unsere derzeitige SAP S4H-Produktionsumgebung nutzen können, in der Daten gespeichert sind, die für die Berechnung der PCFs benötigt werden.

IoT

Das PCF-Pilotprojekt ist eines der ersten Projekte, das die direkt gemessenen Energiedaten aus unserer hochautomatisierten Fertigungsanlage in Espelkamp nutzt.

Ausblick

Die Entwicklungen im Zusammenhang mit dem PCF schreiten rasch voran. Viele Unternehmen sind gerade dabei, Kompetenzen und Methoden zu entwickeln, um Daten über ihre PCF-Leistung bereitzustellen. Auch wir sind der Meinung, dass dies jetzt Priorität haben sollte. In den kommenden Monaten und Jahren wollen wir Folgendes erreichen:

  • Bereitstellung (automatisierter) Daten zum PCF unserer Produkte
  • Verbesserung der Datenqualität durch Erhöhung des Anteils der direkt gemessenen Daten
  • Zusammenarbeit mit Branchenpartnern zur weiteren Standardisierung, um die Vergleichbarkeit zu erhöhen (HARTING arbeitet mit VDMA & ZVEI zusammen)
  • Verwendung des PCF in der Produktentwicklung und Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten bei der gemeinsamen Nutzung von Daten und Verbesserungen zur Reduzierung der Emissionsintensität in unseren Lieferketten
  • Umstellung vom ökologischen Fußabdruck für Produkte auf einen „ökologischen Fußabdruck für Dienstleistungen“, der auf der Emissionsintensität der Leistung und nicht des Produkts basiert

 

Wir bei HARTING sind überzeugt, dass wir gemeinsam mit Kunden und Lieferanten die Emissionen in der Lieferkette mithilfe des Product Carbon Footprint entscheiden reduzieren können.

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Jordy Brinks
Jordy Brinks, Global Environmental Manager HARTING AG Biel